Donnerstag, 22. Februar 2018
04.12.2017
Ich bin Student und mein heutiges Seminar beginnt erst um 12. Das heißt, ich kann gemütlich ausschlafen, frühstücken und andere Dinge tun. Als ich wach werde, schaue ich zuerst auf mein Handy. Ich sehe eine Nachricht von meiner Oma in unserer „Familien-Frauen-Gruppe“: „Bist du schon beim Arzt?“. Ich bin etwas irritiert, wen meint sie? Gestern war doch alles noch in Ordnung..? Die nächste Nachricht kommt von meiner Mama: „Ja.“ Ich bin irgendwie beunruhigt. Sie hat doch gar nichts erzählt von einem Arzttermin. Ich schreibe ihr eine private Nachricht und frage, was los ist. Sie liest meine Nachricht aber antwortet mir nicht. Das ist schon merkwürdig. Also schreibe ich meiner Schwester. Sie hat heute frei und kann mir sicherlich eine Auskunft geben. Sie ruft mich an und erzählt mir, dass meine Mama gestern Abend beim Duschen kleine Knoten unter ihrem Arm entdeckt hat. Ich war sofort total aufgeregt, ängstlich. Aber ich konnte mir nichts anmerken lassen. Meine Schwester ist gerade mal 13. Sie erzählt was von vermeintlich angeschwollenen Lymphknoten. Stimmt, Ruhe bewahren! Sowas habe ich auch, wenn ich erkältet bin. Das hat gar nichts zu bedeuten. Ich schreibe meiner Mama nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Es kommt keine Antwort. Also schreibe ich meinem Papa. „Sie meldet sich dann bei dir.“ Ich fange an zu weinen. Irgendwann schreibt mir meine Mama, dass ich meinen Papa anrufen soll. Er erklärt mir dann ganz langsam, dass meine Mama wahrscheinlich Krebs hat.

Ich lege auf und fange sofort an zu weinen. Nicht leise, sondern laut. Ich habe mich noch nie selbst so weinen gehört. Ich sacke mit dem Handy in der Hand in der Küche auf dem Boden. Ich krümme mich zusammen, weil mir plötzlich alles weh tut. Meine Mama schreibt: „Kann ich dich anrufen?“. Ich setze mich auf, schluchzend und zitternd. Ich muss mich jetzt zusammenreißen. Ich muss stark sein. Sie ruft an, sie weint. Und sie sagt „Ich werde das schaffen. Für dich und deine Schwester.“ ich kann nur mit ja antworten und sage, dass ich heute noch nach Hause komme. Ich lege auf und weine wieder. Ich rufe meinen Freund an, der weit entfernt in der FH sitzt, aber sich sofort auf dem Weg zu mir macht. Er ist bei mir, tröstet mich und nimmt mich in den Arm. Meine Schwester schreibt mir „Es ist so komisch hier, Mama weint und Papa sagt nicht viel.“ Ich packe sofort meine Reisetasche, entschuldige mich mehrmals bei meinem Freund, dass ich ihn alleine lasse. Für ihn gar kein Problem. Er ist so verständnisvoll. Er bringt mich zum Zug und ich fahre los. In ein Leben, was anders sein sollte als alles was ich bisher erlebt habe.

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